Äpfel aus dem Ländle

Empfindlicher als rohe Eier

Bei der Ernte von Tafeläpfeln ist nach wie vor viel Handarbeit und Sorgfalt gefragt 

Auf dem Hof von Ulrich Weippert beginnt jedes Jahr im September eine arbeitsreiche Zeit. Denn dann müssen auf insgesamt 13 Hektar Fläche die Äpfel von den Bäumen gepflückt werden. Wie gut die Ernte ausfällt ist stark vom Wetter abhängig.

2021 ist für Landwirte mit Obstbau ein durchwachsenes Jahr. Wassermangel war dank ausgiebigem Regen nach mehreren Hitzesommern kein Thema, dafür aber die Spätfröste rund um Ostern. Auch Ulrich Weippert von der gleichnamigen Brennerei in Pfedelbach-Oberohrn kennt das Thema: „Unsere Bestände haben durch Spätfrost in diesem Jahr zwischen 0 und 80 % Schäden davongetragen, je nach Lage.“ Auch Hagel und Insekten haben es dem Landwirt schwer gemacht. Durch das kalte Wetter direkt nach der Apfelblüte kam das Wachstum der Früchte nicht in Schwung. Insbesondere für wärmeliebende Sorten war es zu kalt. „Die Äpfel sind im Schnitt etwa fünf Millimeter kleiner“, berichtet Weippert.


„Es war mal wieder ein interessantes Jahr“, sagt Norbert Fischer, Obstbauberater bei der Württembergische Obstgenossenschaft Raiffeisen e.G. (WOG), während eines Erntebesuchs auf einer der Anlagen von Ulrich Weippert. 2021 sei verstärkt Pflanzenschutz gegen Schorf ein Thema gewesen. Mit Hilfe von Prognoseprogrammen und Rundschreiben an die Landwirte informierte die Genossenschaft über notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen. Schorf wird durch einen Pilz verursacht, der durch Feuchtigkeit begünstigt wird. Durch den vielen Regen wurde dieses Jahr häufig der Pflanzenschutz von den Blättern abgewaschen, sodass zeitnah erneut dagegen vorgegangen werden musste. Schorf zeigt sich als dunkler gefärbter Fleck auf der Apfelschale und den Blättern des Baumes. Betroffene Äpfel verderben aufgrund der Verletzung schneller. „Im Gegenzug hatten wir in diesem Jahr praktisch null Ausfall durch Sonnenbrand“, erklärt Fischer. Denn auch den Äpfeln tut zu viel Sonne nicht gut. Positiv stimmt ihn, dass der Ertrag nun doch höher ausfällt, als nach den Spätfrostnächten im Frühjahr zu erwarten gewesen sei.



Unabhängig vom Wetter kommen im Obstbau den Erntehelfern wichtige Aufgaben zu. Sie müssen nicht nur in Sekundenschnelle erkennen, ob eine Frucht als Tafelapfel oder nur noch für die Saftpresse geeignet ist, sie müssen auch extrem vorsichtig mit dem Obst umgehen. „Äpfel sind empfindlicher als rohe Eier“, sagt Ulrich Weippert. Jede Verletzung mache die Frucht für den Direktverkauf und längere Lagerung ungeeignet. Daher muss bei der Ernte auch der Stiel am Apfel bleiben, denn ein ausgerissener Stiel bedeutet eine kleine Wunde, die das Obst zu schnell verderben lässt.

Trotz Einsatz moderner Maschinen wird jede Frucht noch immer einzeln und von Hand vom Baum geholt. Der Transport erfolgt dann entweder mit einem sogenannten Erntezug, einem Traktor mit mehreren Kisten auf Anhängern, der entlang der Reihen fährt, oder mit einer modernen Erntemaschine. Diese befördert über vier Bänder jeden Apfel einzeln in eine Sammelbox. Dabei fährt sie eigenständig und entlang der Apfelbaumreihen, während am Boden und auf Hebebühnen die Erntehelfer reife Früchte vom Baum holen.


100 bis 150 Früchte pro Baum und Jahr benötigt Ulrich Weippert, um seinen Betrieb erfolgreich weiterführen zu können. Er liefert an die Genossenschaft, verarbeitet aber auch selbst jeden Herbst 15.000 Liter Apfelsaft, mischt ihn mit Kirsch- oder Johannisbeerensaft oder veredelt ihn in der eigenen Brennerei zu hochprozentigen Spezialitäten, die im Hofladen verkauft werden. Bei diesen Mengen verwundert es nicht, dass der Landwirt mit Blick auf das kommende Jahr sagt: „Wir hoffen, dass wir einfach mal wieder ein normales Jahr bekommen. Ohne Frost, ohne Hagel und mit der richtigen Menge Wasser.“


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