Hofporträt Familie Stegmeier

Energie aus dem Kreislauf der Natur

Wie Landwirtschaft und Energiegewinnung Hand in Hand funktionieren

Energie ist für Christian Stegmeier Dreh- und Angelpunkt seiner täglichen Arbeit. Und Energie ist es auch, die der junge Landwirt versprüht, wenn er über seine Biogasanlage in Nestleinsberg in der Gemeinde Stimpfach berichtet. Wie er selbst sagt ist er „davon fasziniert, aus Mist Strom und Wärme zu machen“. 

Mit Pioniergeist in die Zukunft

Vor fast 20 Jahren hat der Landwirtschaftsmeister den elterlichen Hof übernommen – damals ein klassischer Hohenloher Betrieb mit Zuchtsauen und Milchvieh. Bereits sein Vater war stets auf der Suche nach Verbesserungen, wollte seine großen und schweren Milchkühe nicht auf Spaltenböden halten, wie von staatlicher Seite vorgeschlagen. So stellte er 1994 nach dem sogenannten „Schweizer Modell“ seine Kühe in einem Außenklimastall auf Stroh statt auf Beton, war damit Vorreiter und ein Musterbetrieb für viele interessierte Kollegen. 


Diesen landwirtschaftlichen Pioniergeist hat Sohn Christian geerbt. Als innovativ und zielstrebig beschreibt er sich selbst, diszipliniert und verantwortungsbewusst ergänzt seine Lebensgefährtin Stefanie Arnold. Und das muss er auch sein. Der Landwirtschaftsmeister hat nach der Übernahme seinen Hof gehörig umgekrempelt: Die Schweinezucht wurde aufgegeben, die zeitintensive Milchwirtschaft auf Rindermast aus Mutterkuhhaltung umgestellt. Und vor allem: Eine Biogasanlage wurde gebaut! Den Impuls hierzu brachte Christian Stegmeier von seiner Ausbildung in Aulendorf mit. 2009 begann er mit seinen Brüdern die Planungen für das Großprojekt. 2010 wurde gebaut, 2011 ging die Anlage in Betrieb. 


Stolze 2,1 Millionen Kilowattstunden (KWh) produziert die Biogasanalage in Nestleinsberg pro Jahr. Zum Vergleich: Ein klassischer 4-Personen-Haushalt verbraucht im Schnitt zwischen 4.000 und 5.000 KWh jährlich. Zusätzlich sorgt die Anlage auf dem Stegmeier-Hof für wohlige Wärme im nahegelegenen Gerbertshofen: Wohngebäude, kleine Gewerbeunternehmen und sogar eine Gaststätte sind an die Abwärme der Anlage angeschlossen. Die Augen des jungen Landwirts leuchten, wenn er leidenschaftlich vom Energiekreislauf auf seinem Hof spricht: Aus dem Mist seiner Rinder entsteht dank der Biogasanlage Energie. Das vergorene Material aus der Biogasanlage wird zu Dünger, der das Grünland anreichert, von dem er seine Rinder ernähren kann – so schließt sich der Kreis. 

Dokumentationspflicht auf Industrie-Niveau

Dabei bringt die Biogasanlage jede Menge Bürokratie mit sich: „Um Längen mehr als in der Landwirtschaft“, bekräftigt Christian Stegmeier. Tägliche Dokumentation ist Pflicht und so führt ihn nach dem morgendlichen Rundgang über den Hof der erste Weg zu seinem Dokumentationsordner. „Im Biogasbereich haben wir längst Industrie-Standard erreicht“, erklärt er. Sage und schreibe 378 Vorschriften und Gesetze gilt es für ihn zu beachten. So sehr Christian Stegmeier auch von seiner Biogasanlage überzeugt ist, so ist er doch sicher: „Wir brauchen Energie aus Sonne, Wasserkraft, Wind und Biogas, und nicht nur eine einzelne Energiequelle.“ Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Allerdings hat Biogas im Vergleich zu den anderen Verfahren den Vorteil, dass sich die Energie speichern lässt.“

Langeweile ist für Familie Stegmeier ein Fremdwort. Denn neben der Biogasanlage gilt es die Tiere zu versorgen sowie Äcker und Wiesen zu pflegen. Zusätzlich zu Silage und Heu für die Rindermast baut Christian Stegmeier unter anderem Mais und Triticale für die Biogasanlage an. Seinen Dinkel verkauft er an den örtlichen Landhandel, der damit Bäckereien der Region beliefert. Das Fleisch der Rinder ist über die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft bei hiesigen Metzgereien erhältlich. 


Neben der Pflege der Äcker und der Wiesen und damit dem Erhalt des Landschaftsbildes unterstützen Christian Stegmeier und Stefanie Arnold das Projekt „Farbe ins Feld“: Mehr als 30.000 Quadratmeter Blühstreifen säen und pflegen die beiden jedes Jahr. Sonnenblumen, Malven, Dill, Fenchel, Schwarzkümmel – bis zu 30 verschiedene Pflanzen erfreuen nicht nur das Auge sondern auch Bienen, Marienkäfer und andere Nützlinge. Wer daran teilhaben möchte, kann bei den beiden Blühstreifenpate werden. Eine Patenschaft kostet 33 Euro und enthält 60 Quadratmeter Blühstreifen, von dem sich die Paten im Sommer zwei herrliche Sträuße holen dürfen. Und obendrein gibt es vom Stegmeier-Hof ein Glas Honig und einen 5-Euro-Gutschein vom Gasthaus Doppeladler Brennerei Schirle in Gerbertshofen.

Ihr Kontakt zum Hof der Familie Stegmeier:

Christian Stegmeier
Nestleinsberg
274597 Stimpfach

Mobil: 0171/42 85 433

www.stegmeier-landwirtschaft.de

Hier geht es zur Blühstreifenpatenschaft

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