Ernte & Regen

Zu viel des Guten

Lang ersehnter Regen bringt Ernte in Gefahr

Endlich! Nach mehreren Hitzesommern und Dürrejahren hat das Jahr 2021 mit ausreichend Regen für viele Landwirte verheißungsvoll begonnen. Doch mittlerweile sorgt der viele Regen für neue Sorgen: Wann die Ernte richtig beginnen kann, hängt vom Wetter ab. 

„Der Boden trägt den Mähdrescher nicht, das ist ganz schlimm“, berichtet Landwirt Thomas Hiller aus Rauhenbretzingen. Da seine Gerste bereits reif ist, hat er einen ersten Versuch unternommen, das Getreide zu dreschen – und musste prompt den Mähdrescher mit dem Traktor aus dem Feld ziehen. „Ich bin einfach stecken geblieben.“


Generell ist Thomas Hiller aber froh, dass es in diesem Jahr viel Regen gegeben hat. „Für den Wald ist das gut“, sagt er. Die Bäume können sich von den trockenen Phasen erholen. Der Borkenkäfer macht weniger Probleme und auch auf das Spritzen von Insektiziden gegen den Käfer namens Getreidehähnchen hat der Landwirt dieses Jahr auf seinen Feldern verzichten können. 


Zwar kündigt die Wettervorhersage für kommende Woche einige trockene Tage an, doch ob diese ausreichen, ist fraglich. „In ein paar Tagen wird nicht alles gedroschen, das schafft keiner“, ist sich Thomas Hiller sicher. „Wir brauchen 30 Grad, aber nicht nur für drei Tage.“ Denn zunächst muss der Boden trockener werden, bevor die Landwirte mit dem wohl bedeutendsten Teil ihrer Arbeit beginnen können. Die Ernte ist ihr Lohn für ein ganzes Jahr Arbeit auf den Feldern.


Doch was passiert, wenn es weiter regnet und das reife Getreide nicht gedroschen werden kann? Thomas Hiller erklärt, dass durch ständige Feuchtigkeit das reife Korn zu keimen beginnt. Das kann bereits in der Ähre passieren, wenn die Getreidehalme durch Regen und Sturm am Boden liegen, aber auch wenn die gedroschenen Körner zu feucht sind und so gelagert werden. „Das war’s dann mit der Ernte“, sagt er. Der Ertrag landet dann im besten Fall im Futtertrog. Oft eignet sich das ausgetriebene Korn aber nur noch für die Verwertung in der Biogasanlage. Zudem ermöglicht die Feuchtigkeit schädlichen Pilzbefall. Die Pilze der Gattung Fusarium beispielsweise können Mykotoxine, also Schimmelpilzgifte, bilden. Das macht Getreide nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere ungenießbar.



Die Landwirte der Region werden also die nächsten trockenen und warmen Tage für die Ernte ihrer Getreidefelder nutzen. Hinzu kommt, dass manche Heu-Wiese noch gemäht werden muss und anderes Grünland genug Bestand für einen weiteren Silage-Schnitt hat. Sobald es das Wetter zulässt, wird es also eng werden auf den Feldwegen der Region. Erholungssuchende sollten mit entsprechendem Verkehr rechnen und den Landmaschinen Vorfahrt gewähren, da das Zeitfenster für eine erfolgreiche Ernte vermutlich nur kurz sein wird. 

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