Obstbau und Brennerei Familie Ickert

Gewusst wie!

Auf dem Hof der Familie Ickert in Michelbach am Wald geht man mit Tricks und Kniffen dem integrierten und kontrollierten Wein- und Obstanbau nach. Die hofeigene Brennerei und der Hofladen ergänzen den Betrieb.

Wenn Andreas Ickert von der Arbeit in seinem Betrieb erzählt, wird schnell klar, warum die Familie auf der hofeigenen Website vom „Handwerk des Obst- und Weinbaus“ schreibt. Denn nicht nur die 14 Hektar Weinreben sondern auch die 4,3 Hektar mit Apfelbäumen und anderem Obst werden über das gesamte Jahr hinweg von Hand gepflegt und schließlich auch von Hand geerntet. Dass der Begriff Handwerk aber auch noch eine tiefere Bedeutung für ihn hat, wird im Gespräch mit dem passionierten Landwirt und seiner Frau deutlich.

Brennerei mit Tradition

„Wir sind ein ganz klassischer Familienbetrieb“, beginnt Sandra Ickert die Vorstellung des Hofes. Bereits die Großeltern von Andreas Ickert hatten einen landwirtschaftlichen Mischbetrieb mit Viehwirtschaft und einer Brennerei. Ende der 1980er Jahre wurde auf reinen Wein- und Obstanbau umgestellt. Bald folgten die ersten Schritte als Direktvermarkter: Andreas Ickerts Eltern eröffneten 1994 einen eigenen Hofladen, bauten hierfür ein neues Gebäude, das auch Platz für eine zweite Brennerei bot. Seit dem Sommer 2020 führen Andreas und Sandra Ickert den Hof.

Damit verbunden ist für die beiden jede Menge Arbeit: Im Frühjahr beginnt der Arbeitskalender mit dem Winterschnitt der Obstbäume. In der Blütezeit ca. Anfang April werden die Weichen für die neue Ernte gestellt. Für den Anbau von Tafelobst werden schon früh die Früchte am Baum von Hand ausgedünnt. Denn bei zu vielen Äpfeln bleiben die Früchte klein. Hängen Äpfel im Büschel zusammen, gibt es unschöne Druckstellen, die den Kunden nicht gefallen. So werden von fünf Äpfeln drei bis vier schon kurz nach der Blüte entfernt, um perfekte Früchte als Tafelobst anbieten zu können. Nach Frost werden die Bäume ebenfalls kontrolliert und bei Bedarf die Früchte am Baum aussortiert. Ein Brunnen bietet bei Trockenheit die Möglichkeit für individuelle Bewässerung. Bei so viel Mühe um perfektes Tafelobst ist die Ernte von Hand der auf dem Hof von Familie Ickert selbstverständlich.

 Jede Menge Handarbeit

Allein zu schaffen ist das nicht: Von Januar bis Oktober helfen zehn Saisonarbeiter aus. „Wir haben einen relativ festen Stamm an Hilfskräften“, erläutert Sandra Ickert. Und ihr Mann ergänzt: „Durch gezielte Weiterbildungen haben wir nun für jede Arbeitsspitze Profis unter den Saisonarbeitern, die uns unterstützen. Zudem helfen meine Eltern mit, worüber wir sehr dankbar sind“. Der Weinbau „ist besonders arbeitsintensiv“, erklärt Sandra Ickert. 2005/2006 war sie Hohenloher Weinprinzessin und kennt sich schon seit ihrer Kindheit auf dem elterlichen Weinbaubetrieb mit den vielen notwendigen Arbeitsschritten aus: Der Rebschnitt, das Ausbrechen von Trieben für eine bessere Wüchsigkeit und Qualität, das sogenannte Aufheften, also das Einfädeln der Triebe in ein Drahtgeflecht, das teilweise Entblättern der Reben, um den Früchten mehr Sonnenlicht zu ermöglichen, aber immer nur so viel, dass die Photosynthese der Pflanze erhalten bleibt, und das an allen 60.000 Rebstöcken des Hofes – jedes Jahr aufs Neue. Hinzu kommen die Rahmenbedingungen, die Jahr für Jahr anders sind. „Man muss frohen Mutes und mit einer Monster-Motivation an die Sache rangehen“, ist das Geheimnis von Andreas Ickert. 


„Ich bin ein absoluter Optimist“, sagte er lachend von sich selbst. Wie wichtig das gerade in seinem Beruf ist, zeigen die vielen Unwägbarkeiten, die einen Landwirt wie ihn jedes Jahr vor neue Herausforderungen stellen. Der Staatlich geprüfte Techniker für Weinbau und Oenologie – kurz Weinbautechniker – ist mit seinem Betrieb abhängig vom Wetter: Frost oder Hagel können seinen Pflanzen und den Früchten schaden, vermindern die Qualität der Ernte. Zu viel Sonne sorgt beispielsweise bei Trauben für „Sonnenbrand“. Von tierischer Seite droht der Ernte ebenfalls Gefahr: Wespen verletzen das Obst, der Saft zieht Essigfliegen an, sie machen die Früchte sauer und ungenießbar. Mäuse wiederum haben Interesse an Früchten, Rinde und Wurzeln der Obstbäume. 

Für Andreas Ickert bedeutet das Handwerk des Obst- und Weinbaus nicht nur viel Handarbeit, sondern auch stets genau zu wissen, was zu tun ist. „Ich muss meine Pflanzen so führen, dass die Früchte in bestmöglicher Qualität geerntet werden können“, erklärt er. Dabei setzt er auf die Möglichkeiten des integrierten und kontrollierten Anbaus. Hier werden vor allem Methoden eingesetzt, die möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben, beispielsweise die Förderung von Nützlingen. Damit liegt der integrierte und kontrollierte Anbau zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft. Und er unterliegt strengen Kontrollen und Audits, die von Arbeitsgeräten über Düngemitteleinsatz bis zur Unterbringung der Saisonarbeiter reichen. 



Wo möglich und sinnvoll greift Andreas Ickert auf biotechnische Verfahren zurück. So wird der Mäusebestand über natürliche Feinde klein gehalten: Mit Sitzstangen und anderen Angeboten macht Familie Ickert ihre Obstanlagen zur Heimat von Greifvögeln. Die Männchen von Apfel- und Traubenwickler werden mit dem flächigen Ausbringen von Sexuallockstoffen so verwirrt, dass sie schlicht die Weibchen nicht mehr finden können. Diese Methoden führen auf dem Hof von Familie Ickert zu großem Erfolg: Insbesondere der Weinbau kann damit frei von Insektiziden gehalten werden. 

Handwerk ist auch beim Brennen des selbst erzeugten Obstes gefragt. Mit viel Liebe zum Detail wird in der hofeigenen Brennerei gearbeitet und experimentiert. Schon lange vor dem eigentlichen Brennprozess beginnen Andreas und sein Vater Rudi damit, die Fundamente für erfolgreiche Produkte zu legen. Die Auswahl der Rohstoffe ist der erste und wichtigste Schritt für ein schmackhaftes besonderes Destillat. Beim Einmaischen und der Vergärung wird auf Sauberkeit geachtet und zügiges Arbeiten ist notwendig, damit Aromen nicht schon im Vorfeld zerstört werden und verloren gehen.


Die anschließende Destillation erfolgt baldmöglichst nach Gärende, um frische und fruchtige Aromen perfekt in die Brände zu transportieren. Beim langsamen und schonenden Erhitzen werden die gesammelten Aromen in das Destillat überführt. Sorgsames Abtrennen des Mittellaufes bei beständiger Prüfung der Sensorik bringen Brände mit nachvollziehbarer Qualität hervor. „Innovativ sind wir nicht nur beim Brennprozess“, verrät Andreas Ickert, auch die nachfolgende Lagerung hat einen großen Einfluss auf das Erscheinungsbild.


Lieblich, ja fast schon sinnlich, präsentieren sich die Liköre aus dem Hause Ickert. Auch hier gilt es alle Augenmerke auf die Vorbereitungen zu legen, um möglichst viel Frucht in die Produkte zu bekommen. 

Das Ergebnis der vielen Arbeit summiert sich im Hofladen in Michelbach am Wald: Verschiedene Apfelsorten, Birnen, Obst der Saison, naturtrüber Apfelsaft, selbst hergestellte Fruchtaufstriche und verschiedene Arten von Sirup, Likören und die Destillate aus der eigenen Brennerei werden ergänzt mit Weinen der Weinkellerei Hohenlohe, zu der die erzeugten Weintrauben angeliefert wurden, regionalen Kartoffeln, Honig vom Imker aus dem Ort und Eiern und Nudeln der Firma Specht. Während Andreas Ickert in der Brennerei bestrebt ist, besondere Aromen aus seinen Destillaten zu kitzeln, führt Sandra Ickert den Hofladen mit viel Liebe zum Detail. Ein Besuch lohnt sich allemal!

Ihr Kontakt zur
Brennerei Ickert:

Obstbau & Brennerei Ickert
Neuensteiner Steige 5
74613 Öhringen-Michelbach

Telefon: 0 79 41/31 06
Telefax: 0 79 41/3 76 32

www.brennerei-ickert.de

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