Braugerste aus Hohenlohe

Hohenloher Gerste wird zu „flüssigem Gold  “

Landwirte beliefern das zweite Jahr in Folge die Brauerei Franken Bräu

Traditionell feiert man hierzulande am 23. April den „Tag des deutschen Bieres“. Brauereibesitzer Florian Krauß, das Landwirtsehepaar Andrea und Elmar Häberlein aus Riedbach und Jens Winterhalder, Geschäftsführer des Maschinenrings Blaufelden, nehmen den Tag zum Anlass, um gemeinsam auf die zweite Generation Hohenloher Gerste für Franken Bräu anzustoßen und Erfahrungen zum Anbau auszutauschen.

Am 23. April 1516 verkündete der bayerische Herzog Wilhelm IV. das Reinheitsgebot. Seitdem sind Wasser, Malz, Hopfen und Hefe die einzigen Zutaten für traditionelle Biere. Grundlage für Malz ist Getreide, je nach Biersorte Gerste oder Weizen. Als Inhaber einer regionalen Brauerei ist Florian Krauß das Thema Herkunft besonders wichtig: „Wir verwenden nur Zutaten aus Baden-Württemberg oder Bayern“, berichtet er. Etwa 100 Gramm Gerste stecken in einem halben Liter Bier. Rund 300 Tonnen dieses Getreides benötigt Franken Bräu pro Jahr. Seit 2020 kann der Brauerei-Chef dieser wichtigen Zutat direkt beim Wachsen zusehen: Acht Hohenloher Landwirte bauen für ihn in der Umgebung Braugerste an.


Einer von ihnen ist Elmar Häberlein aus Riedbach. Er hat im März auf sechs Hektar direkt neben der Riedbacher Brauerei die Gerstensorte „Avalon“ gesät. Zum Brauen von Bier wird generell sogenannte zweizeilige Sommergerste genutzt. Der Vorteil gegenüber mehrzeiliger Gerste: Sie entwickelt pro Ansatzstelle nur ein kräftiges Korn statt mehreren, weniger kräftigen Körnern. 150 Kilogramm Züchter-Saatgut je Hektar hat Elmar Häberlein ausgesät. Rechtzeitig zum Tag des deutschen Bieres ist die Gerste auf seinem Feld „aufgelaufen“, wie die Landwirte sagen: Die ersten grünen Triebe sind zu sehen. Während das Feld aus der Ferne leuchtend hellgrün wirkt, ist bei genauerem Hinsehen zu erkennen, wie fein die einzelnen Pflänzchen derzeit noch sind.

Weniger Eiweiß durch angepasste Düngung

Für Elmar und Andrea Häberlein passt der Anbau von Braugerste gut in den Strategiewechsel auf ihrem Hof: Sie halten seit kurzem weniger Tiere und haben in der Folge auch weniger Gülle als Dünger zur Verfügung. „Wenn der Eiweißgehalt im Getreide zu hoch ist, hat das Auswirkungen auf die Haltbarkeit des Bieres. Das kann dann nur mit erhöhtem Filtrationsaufwand in der Brauerei verhindert werden“, erklärt Florian Krauß. Elmar Häberlein ergänzt: „Die Braugerste darf also nicht zu stark gedüngt werden.“ Darin unterscheidet sie sich grundlegend von Getreide in Backqualität, für das ein möglichst hoher Eiweißgehalt angestrebt wird. „Bei unserem Projekt sammeln alle Seiten neue Erfahrung“, sagt Florian Krauß mit einem Augenzwinkern.


Elmar und Andrea Häberlein sagt der Anbau von Braugerste noch aus einem anderen Grund zu: „Zum Mälzen wird hauptsächlich Sommergerste genutzt. So kann ich eine Zwischenfrucht auf dem Feld anbauen, die hilft den Boden zu verbessern“, informiert der Landwirt. Das tut er bereits auf einem Drittel seiner Ackerfläche und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Zwischenfrüchte fördern die Biodiversität, unterstützen Bodenlebewesen und können im Folgejahr den Schädlingsdruck und damit den Bedarf an Pflanzenschutzmittel senken. Zudem plant Elmar Häberlein, das Unkraut auf seinem Gerstenacker mechanisch mit einem Hackstriegel zu bekämpfen, und nur wenn unbedingt notwendig Herbizide zu nutzen. „Seit kurzem bietet der Maschinenring Blaufelden ein Vorführgerät an, sodass unsere Mitglieder die Möglichkeit haben, das Gerät zu leihen und Erfahrungen damit zu sammeln“, berichtet Jens Winterhalder.

Am blauen Blühstreifen erkennbar

In Kooperation mit der LBV Schrozberg hat Florian Krauß im vergangenen Jahr das Projekt Braugerste aus Hohenlohe gestartet. Die beteiligten Felder sind im Sommer gut zu erkennen: Da die Riedbacher Brauerei ein Herz für Insekten hat, schmücken Blühstreifen mit blauen Blüten die Gerstenfelder. Auch Elmar Häberlein wird in Kürze den freien Streifen rund um sein Feld einsäen. In der Samenmischung enthalten sind unter anderem Wegwarte, Kornblume und blaue Lupine – passend zur Schmuckfarbe von Franken Bräu.



„Es ist für die Brauerei, alle Beteiligten und die Verbraucher gut, Produkte aus der Region zu verarbeiten“, ist sich der Brauerei-Chef sicher. Dieser Meinung ist auch das Riedbacher Landwirtsehepaar: „Wir sind stolz darauf, die Riedbacher Brauerei zu beliefern“, unterstreicht Andrea Häberlein, und ihr Mann ergänzt: „Wenn ich ein Franken Bräu trinke, fühle ich mich wohler, weil ich genau weiß, was drin ist.“

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